Über die “Reiseräume”

Unsere virtuellen Reiseräume werfen einen künstlerischen Blick auf bestimmte Landschaften. Wir haben diese Landschaften bereist und uns vor Ort ihrer speziellen Natur geöffnet. Später im Atelier und am Schreibtisch haben wir uns künstlerisch mit unseren Eindrücken und Empfindungen auseinandergesetzt. Es sind Bilder und Texte entstanden, mit denen wir diesen digitalen Raum hier gestaltet haben. So möchten wir ein virtuelles künstlerisches Reiseerlebnis schaffen.

Bilder, Konzept und Gestaltung: Helga Albrecht, Texte: Manfred Otto-Albrecht

 
 
 

Eine Moselreise

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 Müde vom Fließen ruht das Wasser im Uferbogen und nährt sich vom Gelb des Landes und vom Grün der Bäume und des Weins. Still und ungesehen steht es am Uferrain, nur Licht fällt hinein. Begierig trinkt es der Fluss und saugt es auf mit jedem Tropfen.

 Moos und Halm und Schlieren tummeln sich mit seltsamen Wassertierchen zu einem spielerischen Reigen – beschaulich und anmutig wechseln sie ihre Gestalt. 

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Sie schenkt ihren Zauber märchenhaften Bäumen und tröstet uns in dunklen Träumen.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Allem zieht sie grüne Kleider an: den Bäumen und Ufersäumen, dem Wein mit dunklem Laub und seinen goldenen Früchten unter feinem Staub, Höhen und Tälern und geschwungenen Wegen durch steile Terrassen.

Mit Trauerweiden und mit grüner Luft hängt das Land in den Fluss.

Felsen, zitternde Wälder und der tiefe Fluss geben Antwort.

Beschaulich zieht sie an alten Schieferschichten vorbei und erinnert sich an ihre langen Reisen.

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Im warmen Licht der Sonne wurzeln die Reben mühsam im Schiefer und überziehen ihre Biegungen und Buchten.

Wie Glas aus Stein wird vom Schiefer Wein.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Es ist eine Milde, die der Fluss verströmt.

An der Mosel ist es mild. Wenn man an einem trüben Tag, etwa von Hamburg kommend, an der Mosel vor die Tür tritt, ist man irritiert und schaut sich um, weil es wärmer sich anfühlt und milder als erwartet. Während es in Hamburg gefühlt stets kälter ist als die gemessene Temperatur, scheint es hier gefühlt stets wärmer zu sein. Der Wind trifft einen nicht hart ins Gesicht mit schneidender Kälte, hier weht er sanft durch das Haar, wärmt die Wangen und die Haut uns.

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Fahl noch und schwach grünt sie im Morgennebel

türkis und hell glitzernd dann in der Mittagssonne

graudrückend bald und dunstig-dampfend am überhitzten Nachmittag

erleichtert und warmleuchtendhell im anklopfenden Abendlicht

tiefschwarzgrün bald in der rasch aufkommenden Nacht

und hell wieder und leuchtend im Schein des hereinschauenden Mondes, der sich in heimliche Kreise malt, die nächtens ein ruhloser Waller neugierig ins Wasser stiebt.

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Stetig umfließt sie aufragende Berge, zäh durchbricht sie verborgene Felsen, kaum aber braust sie auf.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Grauer Schiefer blickt auf den Fluss und wärmt sein Wasser.

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Wie in einem Naturtheater prangen Wein, Wälder und Wiesen über ihr, und dankbar wirft sie ihnen belaubte Kusshände zurück.

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